Mit ‘Ein römischer Sommer’ getaggte Beiträge

Heute gibt es eine kleine Leseprobe aus meinem in wenigen Wochen erscheinenden Roman „Diva Italiana“. Die Passage ist aus dem ersten Drittel des Buchs, Peeter, der seit Tagen versucht, seinem Hausmeister auszuweichen, läuft ihm schließlich doch in die Arme:

Falls Sie lieber gucken, als hier zu lesen, schauen Sie sich den Beitrag
auf youtube an: Leseprobe 1 im Video

Um Corrados Essenseinladung bei ihm und seiner Frau Agatina zu entgehen, schlich ich mich jedesmal wie ein Dieb aus dem Haus, immer auf dem Sprung, einer Begegnung auszuweichen. Die Nächte verbrachte ich wie immer schlaflos, lief in der Wohnung auf und ab, die vom Mondlicht erleuchtet war, und hing meinen Grübeleien nach.

Aber Corrado war nicht dumm. Es dauerte nicht lange, da fing er mich ab, als ich gerade aus dem Supermarkt kam. Ich versuchte, die Tüte mit dem Wein so gut es ging hinter meinem Rücken zu verstecken und er tat so, als würde er sie nicht bemerken.
„Ah, Signor Cavendish, wie geht es Ihnen hier bei uns? Brauchen Sie etwas, alles in Ordnung?“
„Ja, ja, alles bestens“, murmelte ich, und hoffte, dass der Lift endlich käme und mich nach oben entführen würde, aus seiner Reichweite, weg von diesem Gespräch.
„Ich weiß, Sie sind sehr beschäftigt. Aber, ich möchte Ihnen kurz etwas zeigen. Nur eine Minute, ja? Kommen Sie, bitte.“
Damit drehte er sich um und marschierte auf den Hinterausgang zu. Es war klar, dass ich ihm folgen musste und so warf ich einen letzten Blick auf den Fahrstuhl, der immer noch irgendwo zwischen den Stockwerken unterwegs war und ging ihm hinterher.
Ich hatte den Hinterausgang schon gesehen, aber ich war nie dort gewesen, und als ich nach ihm durch die Türe trat, blieb ich verblüfft stehen. Ich hatte gedacht, hinter dem Haus stünden vielleicht ein paar Mülltonnen oder Fahrräder und dann käme schon das nächste Grundstück. Aber nein, hier war ein Garten, fast schon ein kleiner Park, wunderschön, mit hohen Bäumen, einer Bank zum Ausruhen und einer Blumenpracht, wie ich sie hier nie vermutet hätte. Er bemerkte meine Verblüffung, lächelte vor sich hin und machte eine auffordernde Geste mit der Hand, ihm weiter zu folgen. Ein Zaun trennte einen Teil des Gartens vom Rest und er öffnete ein Türchen.
Dieser Teil war nicht zu sehen gewesen, eine hohe Hecke und einige Sträucher hatten den Blick verwehrt, und jetzt standen wir in einer wahren Oase. Inmitten der Wiese war ein Bereich mit weißem Kies aufgeschüttet worden, ein Baum spendete genau diesem Platz Schatten und ein Tisch mit ein paar Stühlen darum sah aus, wie direkt aus einem Schlossgarten entführt. Es war ein alter Tisch, aus Eisen, wunderschön geschmiedet, mit den passenden Stühlen dazu. Am Rand stand ein kleines Gartenhäuschen, ebenfalls alt, aber sehr gepflegt. Seine Türe war offen und ich konnte auch darin eine Sitzgelegenheit erkennen und zu meiner Verwunderung einen Kühlschrank.
Corrado lächelte noch immer und wedelte dann wieder mit der Hand: „Setzen Sie sich, Signor Cavendish, setzen Sie sich. Ich hole uns etwas zu trinken.“
Damit verschwand er kurz in dem Häuschen und jetzt wurde mir auch der Sinn des Kühlschranks klar, denn darin hatte er eine Karaffe, frisch gefüllt mit Weißwein. Entweder hatte er die für sich selbst bereitet, um hier einen entspannten Abend zu verbringen, oder aber er hatte vorgehabt, mich abzufangen und war sicher gewesen, das auch zu schaffen.

5.

Eine Weile saßen wir uns schweigend gegenüber, nippten an seinem Wein, der unglaublich war, und ließen die Magie dieses Ortes auf uns wirken.
„Hier bin ich oft“, durchbrach er schließlich die Stille. „Hier kann ich nachdenken, zur Ruhe kommen, mir Sachen überlegen, verstehen Sie?“
Ich nickte, setzte an, etwas zu erwidern, aber dann nickte ich nur nochmals. Er sah mich wieder mit diesem Blick an, dem gleichen, den er mir am ersten Tag zugeworfen hatte, und mir damals schon klar gewesen war, dass ihm ein solcher Blick genügte, um zu wissen, was in einem Menschen vorgeht.
Er schenkte mir nach, zündete sich dann umständlich eine Zigarette an und sprach wieder: „Jeder Mensch braucht einen solchen Platz, einen Ort, an den er gehen kann, um sich klar zu werden, um nachzudenken. Wo ist ihr Platz dafür, Signor Cavendish?“
Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mir so einer direkten Frage. Ich schluckte mehrmals, sah ihn dann voll an. Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals. „Ich habe so einen Platz noch nicht gefunden.“
Er nickte, blickte dem Rauch seiner Zigarette nach, lächelte wieder: „Jeder braucht so einen Platz. Sie müssen Ihren finden.“ Wir schwiegen eine Weile, dann setzte er noch nach: „Rom ist ein guter Ort dafür, auch wenn Sie sich hier noch nicht wohl fühlen, glauben Sie mir, die Stadt ist gut für Sie.“

„Diva Italiana“ ist wie ein eisgekühlter Drink, den man auf einer römischen Piazza in einer heißen Sommernacht genießt. Ab und zu ein bisschen schmutzig, oft laut und schnell, aber immer auch romantisch und einfühlsam, erlebt der Leser zwei Charaktere, die erst wieder lernen müssen, auf ihre Herzen zu hören.

Diva Italiana ist hier erhältlich:

-> Taschenbuch

-> ebook

-> Der Trailer: youtube

Cover

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Foto: (c) shuterstock