Auch heute wieder eine kleine Leseprobe aus meinem soeben erschienenen Roman „Diva Italiana“.
Falls Sie lieber gucken, als hier zu lesen, schauen Sie sich den Beitrag
auf youtube an: Leseprobe 4 im Video
Prolog
Es war fast vier Uhr morgens und ich lief noch immer in meiner Wohnung auf und ab. Ich blieb jeweils kurz an jedem Fenster stehen und schaute zu den Nachbarhäusern. Nach der langen Zeit, die ich nicht mehr schlief, kannte ich inzwischen jede Gewohnheit meiner Umgebung. In ein paar Häusern brannte, wie bei mir, die ganze Nacht Licht. Ich wusste auch, wer wann aufstehen musste, wann die Leute in ihre Badezimmer gingen und im Sommer hörte ich sogar ihre Wecker klingeln. Es war ein öder Zeitvertreib. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann es angefangen hatte, dass ich die Nächte auf diese Art verbringen musste, nicht mehr schlafen konnte, egal was ich einnahm oder trank. Auf meinem Schreibtisch stand meine alte Schreibmaschine. Ich hatte sie wieder ausgepackt, weil mir die Idee gekommen war, ich könne vielleicht nur an einem Computer nicht mehr schreiben. Aber das war es leider nicht. Die Maschine staubte vor sich hin und nachts hatte ich manchmal das Gefühl, sie würde mich sogar höhnisch auslachen. Das waren diese Augenblicke, in denen die Müdigkeit so stark wurde, dass die Realität sich in Träume auflöste und mir Dinge vorgaukelte, von denen ich in diesen Momenten nie wusste, ob sie nur Einbildung waren oder tatsächlich passierten. Ich sah gelangweilt auf die Uhr. Bald würde der Tag anbrechen und mit der ersten Morgendämmerung würde ich mir einen Kaffee kochen und dann auch endlich zwei oder drei Stunden schlafen können. Ich ging auf die Terrasse, um eine weitere Zigarette zu rauchen. Der Frühling tat sich schwer dieses Jahr, es war unglaublich kalt. Die Luft roch noch nach Winter und ich fröstelte. Die Bäume gegenüber wiegten sich sanft im Wind und ich schloss die Augen und wünschte mir, ich könnte irgendwo anders sein, nicht hier, nicht in dieser Wohnung, nicht in diesem Leben.
Ungefähr eintausend Kilometer weiter südlich ließ sich Serena Fontana erschöpft in einen der tiefen Sessel fallen, die im VIP-Bereich des Clubs standen. Sie hatte ihren Auftritt hinter sich und jetzt begann der schöne Teil des Abends. Die übliche Clique war bereits hier und sie würden nur noch ein paar Drinks nehmen und dann noch ein wenig um die Häuser ziehen. Silvio hatte ihr versprochen, später noch dazuzustoßen und sie begann, ihn per SMS auf dem Laufenden zu halten, wo sie ab jetzt zu finden sein würde. Carmela, ihre Managerin, brachte ihr eine Flasche Wasser, die sie ignorierte, stattdessen schnappte sie sich einen weiteren Whiskey vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners. Carmela zog missbilligend die Augenbrauen hoch, aber Serena ignorierte sie. Michele, der Manager irgendeines Labels, hatte ein wenig telefoniert und in ein paar Clubs ihr Kommen angekündigt und so begab sich die Truppe auf den Weg, um die Nacht, wie fast täglich, zu einer einzigen Party zu machen. Es war ein schnelles Leben, hektisch, anstrengend und laut. Als sie den anderen in eine der Limousinen folgte, die draußen auf sie warteten, merkte sie den kräftezehrenden Auftritt und den Alkohol danach plötzlich deutlich. Und als sie gerade im Wagen saß, kam eine Nachricht von Silvio auf ihr Handy, dass er es heute doch nicht mehr schaffen würde. Sie schloss kurz die Augen und als sich der schwere Wagen in Bewegung setzte, wünschte sie sich plötzlich, sie könnte irgendwo anders sein, nicht hier, nicht in dieser Nacht, nicht in diesem Leben.
Diva Italiana ist hier erhältlich:
-> Taschenbuch
-> ebook
-> Der Trailer: youtube

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Foto: (c) shuterstock
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