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STURM – Teil VI / Leseprobe

Veröffentlicht: 1. Oktober 2014 in STURM
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Da ich sie immer noch für eine Einheimische halte, will ich sie auf keinen Fall mit zu mir nach Hause nehmen, und so fahre ich einfach in Richtung Ort. Sie sieht mich von der Seite an und sagt: »Ich kann so nicht zu mir«, und sie schaut dabei so verloren, dass es mir plötzlich egal ist, und ich wende und fahre auf der fast überfluteten Straße zurück und vorbei am Strand, wo wir gerade waren, in Richtung zu meinem Haus. Ich wohne sehr weit außerhalb und einen Moment ist sie etwas skeptisch, ob ich ich nicht einfach mit ihr irgendwohin fahre, aber als ich auf dem Vorplatz parke, entspannt sie sich und steigt mit mir aus. Wir sind völlig eingesaut mit Sand und Schlamm, und als ich den Schlüssel aus seinem Versteck nehme und mich zu ihr umdrehe, hat sie bereits ihre nassen Sachen auf dem Stuhl auf der Veranda ausgebreitet und folgt mir dann zögernd nach drinnen. Sie sieht sich interessiert um und dann zieht sie ihr T-Shirt über den Kopf und wirft es achtlos in eine Ecke und fragt mich, ob sie duschen darf.
Während ich oben das Wasser rauschen höre, schenke ich mir ein Glas Rum ein und zünde mir eine Zigarette an. Der Sand in meiner Hose beginnt zu jucken und ich streife die Jeans ab und werfe sie zu ihrem T-Shirt auf den Boden.
Sie duscht lange und als sie endlich wieder nach unten kommt, hat sie sich in ein Handtuch gewickelt und ist kein bisschen erstaunt, dass ich nackt im Wohnzimmer stehe.
Ich habe das Glas nochmal aufgefüllt und drücke es ihr in die Hand, genauso wie die gerade erst angezündete Zigarette und gehe nach oben, um auch zu duschen.
Ich dusche noch länger als sie und verfluche mich, dass ich ihr das Glas gegeben habe, statt es mit ins Bad zu nehmen, und als ich lange genug getrödelt habe, höre ich plötzlich das Geräusch eines Feuerzeugs im Schlafzimmer nebenan und dort steht sie am Fenster – völlig nackt. Der Regen hat aufgehört und die Sonne scheint wieder und der Rum im Glas, das sie mit nach oben genommen hat, glitzert goldfarben im Sonnenlicht und wirft bezaubernde Farbsprenkel auf ihre braune Haut. Sie steht mit dem Rücken zu mir und schaut aus dem Fenster auf das Meer und obwohl ich es nicht sehen kann, weiß ich, dass sie gerade wieder diesen Schmerz in den Augen hat, und ich räuspere mich kurz, damit sie nicht erschrickt und trete von hinten an sie heran und schließe meine Arme um sie und halte sie einfach fest.
Wir stehen lange so und als ich beginne, mich zu wundern, warum es mich nicht erregt, sie so eng zu halten, nackt, bewegt sie ihre Hüften leicht und augenblicklich explodiert mein Penis und wird so hart, dass ich es nicht vor ihr verbergen kann. Sie kreist weiter mit ihrem Po und scheinbar hat sie darauf gewartet, denn sie ist so feucht, dass ich plötzlich, ohne es zu planen, in sie hineinrutsche, ganz tief, und sie klammert sich an mir fest und stöhnt leise.
Ich drehe mich mit ihr um und bleibe dabei in ihr und schiebe sie in Richtung Bett und sie kniet sich darauf und ich beginne mich in ihr zu bewegen, langsam erst, und während ich das tue, frage ich mich wieder, was dieses Tattoo zu bedeuten hat, auf ihrem Rücken, das so gar nicht zu ihr passt.

Später liegen wir auf dem Bett und sprechen kaum, ich habe die Flasche Rum nach oben geholt und wir trinken und rauchen, und immer wenn sich dieser Schmerz in ihre Augen legt, halte ich sie, ganz fest, und wiege sie leicht hin und her, bis die Anspannung wieder aus ihr weicht.

Als ich aufwache, ist es schon hell und ich bin ganz benommen, und auf dem Boden steht die Flasche Rum, leer, und der Aschenbecher ist so voll, dass einige Kippen danebengefallen sind. Ich schaue mich im Zimmer um und sie ist nicht da, und ich bin froh, dass ich alleine bin und wanke ins Bad, um zu duschen. In der Nacht ist der Regen zurückgekommen und das Meer ist grün und unruhig und ich werde die nächsten Tage nicht an den Strand können. Als ich aus dem Bad komme, rieche ich Kaffee, und als ich gerade überlege, ob ich mir das nur einbilde, höre ich Geschirr klappern und das bedeutet, sie ist nicht gegangen, wie all die anderen, die genau gemerkt haben, dass es mir lieber ist, wenn man sich nie mehr sieht, und die verschwunden sind, nachts, heimlich, leise – manchmal sicher mit ein paar Tränen.

Ich atme tief durch und gehe die Treppe nach unten, und sie sitzt am Tisch und hat ein T-Shirt von mir an und ein Bein hochgestellt, auf den Stuhl, und eine große Kaffeetasse in der Hand, aus der es dampft, und eine Zigarette glimmt im Aschenbecher, und als sie mich sieht, lächelt sie scheu

STURM erscheint 2016 als Roman. Für Updates folgen Sie mir bitte auf Twitter: @PeeterCavendish